Klar ist, dass der bisherige wirtschaftliche Verein den Dorfladen nicht in der gewohnten Form weiterführen kann. Einer der Interessenten, der in Freckenfeld sein kreatives Konzept der Nahversorgung umsetzen möchte, ist „Tante Enso“ mit Sitz in Bremen.

Bei der Sitzung des Ortsgemeinderates am Montagabend stellte dessen Geschäftsführer Thorsten Bausch eine Stunde lang das neue Konzept von „Tante Enso“ und die Philosophie (Enso, japanisch, der nicht geschlossene Kreis), die sich dahinter verbirgt, vor. Es gelte, den Lebensmittelmarkt und das Einkaufen zu verbessern, rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Das örtliche Angebot mit rund 3000 Artikeln werde um ein Online-Angebot (myenso.de) ergänzt, so dass keine Wünsche offen bleiben. Vor Ort werden regionale Frischeprodukte (Obst, Gemüse, Salate, Backwaren) angeboten, eine Zusammenarbeit mit Herstellern angestrebt. Foodpionieren und Start-ups will man eine Chance einräumen.

Im Betrieb befinden sich derzeit bereits 15 „Tante-Enso-Läden“, 28 weitere werden derzeit vorbereitet, 40 Anfragen geprüft. Mit diesen Zahlen untermauerte der Geschäftsführer die positive Aufwärtsentwicklung seines Unternehmens, das es seit 2018 gibt. Man möchte Vollversorger werden für alles, was im Haushalt benötigt wird, und das zu normalen Preisen.

Für jeden Laden wird eine eigene Firma gegründet, die Steuern bleiben in der jeweiligen Gemeinde und etwa fünf Arbeitsplätze könnten geschaffen werden, kündigte Bausch an. Der Markt wäre täglich fünf Stunden lang mit Personal besetzt. Die restliche Zeit könne jeder alleine einkaufen und mit der bundesweit gültigen „Tante-Enso-Karte“ bezahlen. Diese werde auf Antrag kostenlos an alle Erwachsenen ausgegeben. Wer online bestelle, erhalte die Ware ebenfalls vor Ort und ohne Versandkosten geliefert.

Bausch verwies auf eine Zusammenarbeit in der Logistik mit dem EDEKA-Konzern. So werde die Versorgungssicherheit geleistet, nach der sich Ratsmitglied Stefan Foos (SPD) erkundigte. Um in Freckenfeld einzusteigen, wären allerdings einige Voraussetzungen zu erfüllen. Das genossenschaftliche Konzept von „Tante Enso“ sieht so aus: Mindestens 300 Personen müssten einen Geschäftsanteil (je 100 Euro) zeichnen, und bekämen dafür einen Rabatt von drei Prozent bei jedem Einkauf eingeräumt. Auch wird jeweils ein Einkaufsguthaben von fünf Euro gewährt und außerdem bekomme man auf jeden Fall nach einer bestimmten Zeit sein Geld zurück, wenn man kündigen möchte.

Notwendig wäre im Freckenfelder Dorfladen eine größere Verkaufsfläche, baulich wäre also aufzurüsten auf Kosten der Ortsgemeinde, die sich diese durch eine höhere Miete (über zehn oder 15 Jahre) wieder hereinholen könnte. Der Handelsmann aus Bremen machte deutlich, dass man alle Anfragen sehr gründlich prüfen wolle. Auch die aus Freckenfeld. Ein fast einstimmiges Votum (eine Enthaltung von Jutta Schwind, SPD) des Ortsgemeinderates, dessen Sitzung übrigens von zahlreichen Zuhörern verfolgt wurde, nahm er als Absichtserklärung mit auf den Heimweg. Eine Entscheidung ist damit noch nicht gefallen, aber ein konkretes Angebot liegt nun zumindest auf dem Tisch. Nun muss es geprüft werden. Von beiden Seiten.

(Beitrag von Fritz Hock)

„Tante Enso“ interessiert sich für den Dorfladen