Nach 14 Jahren gibt Jörg Thürwächter sein Amt als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Freckenfeld ab. Am kommenden Mittwoch wird sein Nachfolger gewählt. Der Rückzug erfolgt nicht ganz freiwillig, eine anhaltende Arthrose in der Hüfte und in den Knien zwingen ihn dazu. Er erklärt: „Ich bin der Meinung, dass man immer als Vorbild vorangehen soll und aufgrund meiner Einschränkungen ist dies nicht mehr in vollem Umfang möglich.“
Als einfacher Feuerwehrmann bleibt er dabei, er hat sein Amt 2008 als Nachfolger von Bernd Schönlaub angetreten. Zuvor hat er zwei Jahre als dessen Stellvertreter fungiert. Mit zwölf Jahren nahm ihn sein Freund Gerd Runck zur Jugendfeuerwehr mit. Neben seiner Fortbildung zum Trupp- und Gruppenführer hat er auch verschiedene Lehrgänge an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie Rheinland-Pfalz in Koblenz besucht. Der 51-Jährige will auch junge Menschen motivieren, sich bei der Wehr zu engagieren. Er nennt Gründe: „Es sorgt für ein gutes Gefühl, wenn man anderen helfen kann. Wir erleben Kameradschaft und haben viel Spaß. Doch wenn wir gefordert sind, langen wir hin.“ Thürwächter hat sich nie nur als Führungskraft, sondern stets als „Teil des Ganzen“ gesehen.
Auf zwei Einsätze in dieser Zeit blickt er stolz zurück: In ein Wohnhaus „Am Bergel“ im Freckenfelder Osten hatte der Blitz eingeschlagen. Durch schnelles und beherztes Eingreifen konnte der Brand gelöscht werden. Den Bewohnern blieb ein Abriss erspart, das Haus konnte saniert werden. Bei einem Feuer in einer Scheune in der Ortsmitte konnten die Freckenfelder mit den Einsatzkräften aus den Nachbarorten ein Übergreifen der Flamme auf die umliegenden Wohngebäude verhindern. Emotional mitgenommen haben ihn die Arbeiten an der Bahnstrecke in Richtung Schaidt nach einem Suizid. „Das ist uns lange nachgegangen. Wir brauchten viele gemeinsame Gespräche, um das zu verarbeiten“, so Thürwächter. Besonders gefreut hat ihn, dass sich spontan Kameraden für den Einsatz im Ahrtal gemeldet haben.
Die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Verbandsgemeinde bezeichnet er als sehr gut. Mit Winden und Minfeld wird gemeinsam Nachwuchsarbeit betrieben. Infrastrukturell sieht er die Einheit für die Zukunft gut aufgestellt. Im vergangenen Jahr wurde ein neues Mehrzweckfahrzeug angeschafft, ein neues Löschfahrzeug steht in naher Zukunft auf der Agenda. Sorgen bereitet ihm die personelle Ausstattung, aktuell gibt es 18 aktive Feuerwehrmänner und drei Jugendliche. Er kritisiert: „Wir zahlen den Preis, dass seit über 20 Jahren kein Neubaugebiet im Ort ausgewiesen wurde. Wir haben zahlreiche junge Männer ausgebildet, die aus diesem Grund weggezogen sind.“
Thürwächter bringt sich auch auf anderen Gebieten in die Dorfgemeinschaft ein. Mit seiner Ehefrau und Nachbarn hat er im vergangenen Jahr in rund 400 Arbeitsstunden am Kriegerdankmal einen Kräutergarten errichtet, für die Christdemokraten sitzt er als Fraktionsvorsitzender im Ortsgemeinderat. Als gelernter Industriekaufmann arbeitet er als Geschäftsprozessexperte im Einkauf eines Bellheimer Maschinenbauunternehmens. In seiner Freizeit liest er gerne Kriminalromane und hört das ganze Spektrum der Musik von Klassik bis Pop.